ANgeDACHT

Jedes Kind braucht einen Namen, sagt der Volksmund. Na klaro, denke ich, wie könnte ich etwas bei seinem Namen rufen, wenn es keinen hätte?

Zum Staunen finde ich allerdings, was alles so einen Namen hat. Wussten Sie zum Beispiel, dass jeder Sonntag bei Kirchens einen eigenen Namen hat?

Jeder!! Nicht nur besondere Sonntage wie Ostersonntag oder Pfingstsonntag oder Erntedank, sondern wirklich jeder.

So hat zum Beispiel der vergangene Sonntag als erster Sonntag nach Ostern den Namen „Quasimodogeniti“. Wer den Glöckner von Notre Dame kennt, könnte jetzt vielleicht denken: Alles klar, jetzt habe ich Vorname und Nachname in einem. Klingt logisch, ist aber falsch.

Quasimodogeniti ist Latein und heißt auf Deutsch „wie die neugeborenen Kindlein“.

Das berührt mich. Neugeborene Kindlein. Es weckt Erinnerungen an die Zeit, als die Eigenen noch klein waren. Dann denke ich an die Mitarbeitenden, die vor kurzem Mütter oder Väter wurden. Wie eigentlich Alle mit größtem Augenstrahlen erzählen, was das für ein Wunder ist, neues Leben im Arm halten zu dürfen. Es ist zum Staunen und Danken. Und wie man bereit ist, einfach alles dafür zu geben. Alles.

Und dann denke ich an die Gesichter dieser Neugeborenen, die ganz am Anfang immer auch ein wenig angestrengt aussehen, und wispere: Ja, das ist auch anstrengend, du kleines neues Leben. Jetzt musst Du selber atmen, selber essen, selber leben, und deine Lebenswelt ist nicht mehr so kuschelig geborgen wie 40 Wochen lang zuvor unter dem Herzschlag Deiner Mama.

Über all das Denken und Berührtsein ahne ich, warum vor vielen hundert Jahren die Leute bei Kirchens dem Sonntag nach Ostern genau diesen Namen gaben, weil doch jedes Kind einen Namen braucht. Quasimodogeniti, wie die neugeborenen Kindlein…

Das Wunder von Ostern ist an diesem Sonntag gerade mal sieben Tage jung. Ich darf Ostern begegnen wie einem lieben, lang erwarteten Baby. Die Welt sieht anders aus. Gott und seine Botschaft von Liebe sind nicht tot zu kriegen, indem ich sie ans Kreuz nagele.

Hinter der bekannten Welt erschließt sich eine neue: Leben, auch wenn man stirbt. Leben durch den Tod hindurch.

Das sind Glaubensgedanken, bei denen einige von uns wahrscheinlich genauso angestrengt gucken wie ein neugeborenes Kindlein. Ja, da muss man selber erstmal mit klar kommen und für sich in seinem Leben sortieren. Was wohl wäre, wenn dem so ist?

Dann ist die Liebe nicht tot zu kriegen und bringt immer wieder neues Leben hervor.