Das ist Katharina

Katharina Berg

Leitung begleitende Dienste der Bottroper Werkstätten

Ich habe eine sehr starke emotionale Bindung an die Rheinbabenwerkstatt in Bottrop, einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Im Jahr 2000 ging ich in die 11. Klasse eines Bottroper Gymnasiums und hatte bis dahin keinerlei Berührungspunkte mit einer solchen Einrichtung und mir bis dahin auch keinerlei Gedanken über meine berufliche Zukunft gemacht. Das Abi war noch weit weg. Ein ehemaliger Sozialarbeiter des Diakonischen Werks besuchte unseren Unterricht, erzählte von der Rheinbabenwerkstatt und dass er ehrenamtliche Begleiter für internationale Ferienfreizeiten für Menschen mit Behinderung suche. Es haben sich 40 Schüler aus zwei Gymnasien gemeldet und ich habe mehrere Jahre Freizeiten unter anderem in Sizilien, England, der Slowakei und Deutschland begleitet. Außerhalb der Ferien haben wir begleitende Angebote für die Beschäftigten ermöglicht, z.B. verschiedene Spiele oder einen Computerkurs. Wir haben eigenständig Ideen entwickelt und durften viele davon umsetzen, immer begleitet von den Profis.

Ich hatte von Beginn an ein Zugehörigkeitsgefühl zur Werkstatt und den Menschen dort. Während meiner Ehrenamts-Erfahrung hat sich der Wunsch, später ebenfalls mit und für Menschen mit Behinderung zu arbeiten entwickelt. Und der Wunsch, dies hier in Bottrop tun zu können. Nach dem Abitur habe ich zuerst eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen, ich wollte damals eine solide medizinische Grundlage erlernen. Heute sehe ich es als positiven und lehrreichen Umweg auf dem Weg zu meinem eigentlichen Ziel an. Das Krankenhaus war spannend und ich habe viel lernen können. Aber mir gefiel die hohe Fluktuation nicht, es erlaubt keinen Beziehungsaufbau.

Hier in der Werkstatt begleiten wir uns über mehrere Jahre und lernen uns kennen. Ich muss und kann hier authentisch sein. Ich bekomme direktes und ungefiltertes Feedback. An manchen Tagen kann ich mein Büro nicht verlassen, ohne mit ehrlicher Freundlichkeit geradezu überschüttet zu werden. Das ist das Besondere an meinem Arbeitsplatz. Besondere Menschen schaffen besondere Momente. Nach meiner Ausbildung hatte ich eine Teilzeitbeschäftigung im Bereich für Menschen mit schwersten und mehrfachen Behinderungen und habe parallel dazu Sozialpädagogik in Nijmegen studiert. In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit Qualifizierungsprogrammen für Pflegehelfer beschäftigt, was auch anschließend umgesetzt wurde.

Etwas später habe ich ein berufsbegleitendes Masterstudium in Münster begonnen und wurde von meinen Kollegen und Vorgesetzten immer unterstützt. So konnte ich alle Hausarbeiten mit Praxisbezug direkt aus meiner täglichen Arbeit heraus schreiben und war während dieser Zeit an unterschiedlichen Stellen eingesetzt, so auch im sozialen Dienst des Werkhauses III. Als ich nach meiner Elternzeit 2016 wieder Vollzeit arbeiten wollte, hat man mir angeboten, die Leitung der begleitenden Dienste der Bottroper Werkstätten zu übernehmen. Heute sind wir ein Team von acht Kollegen, darunter sechs Sozialarbeiter, ein Psychologe und eine Verwaltungskraft. Wir sind zuständig für alles rund um den Landschaftsverband, beraten die Gruppenleiter, kümmern uns um Fahrdienste, führen Gespräche mit den Beschäftigten und stellen individuelle Förderpläne auf. Wir sind der zentrale Anlaufpunkt für alle Probleme unserer Beschäftigten.

Ich hatte und habe hier die Möglichkeit, mich beruflich und menschlich weiter zu entwickeln, viel zu lernen und zu reifen. Ich bin in die neue Aufgabe hingewachsen, auch durch das Vertrauen meiner Leitungskraft in meine Fähigkeiten. Ich habe Spaß an einem gut funktionierendem Team und konstruktiver Zusammenarbeit, mir gefällt die Personalverantwortung und gegenseitiges Vertrauen. Gerade junge Kollegen muss man eigenständig arbeiten lassen und in sie vertrauen. Wenn ich sehe, wie neue junge Kollegen an neuen Aufgaben wachsen und neue Ideen und Gedanken ins Haus bringen, sehe ich mich vor vielen Jahren und ich weiß: Hier bin ich richtig, hier gehöre ich hin. Hier mache ich Sinn.

Besondere Menschen schaffen besondere Momente.